Startchancen-Kompetenzzentrum Mathematik: Verstärkte Sicherung von Basiskompetenzen
Das übergeordnete Ziel des Startchancen-Kompetenzzentrums Mathematik am Deutschen Zentrum für Lehrkräftebildung Mathematik (DZLM) ist die Stärkung der mathematischen Kompetenzen aller Schülerinnen und Schüler, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft.
Alle Kinder und Jugendlichen können einen Zugang zur Mathematik finden, wenn sie entsprechende Lerngelegenheiten erhalten. Einige Kinder erhalten schon im Elternhaus zahlreiche Anregungen, für die anderen können Schulen dies sehr erfolgreich kompensieren. Dies gelingt dann, wenn der Mathematikunterricht konsequent die Schülerinnen und Schüler dort abholt, wo sie stehen und nicht nur oberflächliches Lernen initiiert, sondern reichhaltige Denk- und Kommunikationsprozesse über die wichtigsten mathematischen Aspekte anstößt. (Prof. Dr. Susanne Prediger & Prof. Dr. Daniela Götze)
Auch an Schulen in sozial herausfordernden Lagen kann Unterricht erfolgreich in diese Richtung entwickelt werden, dies haben die Forschenden am DZLM in Zusammenarbeit mit Schulen und Ländern nachgewiesen. Diese evaluierten Konzepte sollen nun so aufgearbeitet werden, dass 4000 Schulen, die am Startchancen-Programm teilnehmen, sie für eigene Kontexte nutzen und adaptieren können.
Startchancen-Programm
Das Startchancen-Programm unterstützt gezielt Schulen mit hohen Anteilen sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Dafür investieren Bund und Länder zwei Milliarden Euro jährlich für 4000 Schulen in schwieriger Lage, um gezielte Schul- und Unterrichtsentwicklung voranzutreiben.
Zum einen erhalten Startchancen-Schulen finanzielle Mittel für die Personalverstärkung in multiprofessionellen Teams und für bessere räumliche Gegebenheiten. Zum anderen erhalten die Schulen finanzielle und inhaltliche Unterstützung, um Prozesse der Schul- und Unterrichtsentwicklung anzustoßen und über 10 Jahre zu verfolgen. Für diesen Bereich werden mehrere Kompetenzzentren der wissenschaftlichen Begleitung zusammen mit den Unterstützungssystemen der Länder Angebote entwickeln und sukzessive weiter ausbauen.
Weitere Informationen zum Startchancen-Programm finden sich auf den Seiten des BMBF.
Wissenschaftliche Begleitung im Interdisziplinären Verbund
Das Startchancen-Kompetenzzentrum Mathematik ist Teil des Chancen-Verbunds, der das Startchancen-Programm wissenschaftlich begleitet und dazu eng mit den Ländern zusammenarbeitet. Geleitet wird der interdisziplinäre Chancen-Verbund von Prof. Dr. Kai Maaz vom DIPF | Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation. Dieser Verbund aus mehreren Kompetenzzentren begleitet nicht nur die Entwicklung in den Fächern Mathematik und Sprachbildung, sondern auch die gesamte Schulentwicklung und die Entwicklung der Unterstützungssysteme der Länder.
Interdisziplinär vernetzt und systemisch verzahnt werden damit folgende Arbeitsbereiche adressiert:
- Kooperationsformate und Steuerungswissen: Entwicklung von verbindlichen und konstruktiven Kooperationsformaten sowie Aufbau von neuem Steuerungswissen gemeinsam mit den Akteuren im Steuerungs- und Unterstützungssystem.
- Aktivierung und Verzahnung der Ressourcen: Etablierung einer Governance-Struktur, die gemeinschaftlich und effizient alle Ressourcen aktiviert und verzahnt.
- Konzepte und Materialien: Neu- und Weiterentwicklung von Konzepten und Materialien für die Schul- und Unterrichtsentwicklung sowie für das Arbeiten in Netzwerken.
- Professionalisierung: Professionalisierung von Lehrkräften und Multiplizierenden zu fachlichen Feldern wie Sprachbildung und Mathematik, zu überfachlichen Themen wie Problemlösen und Teamarbeit sowie zu sozialraumbezogenen und multiprofessionellen Organisationsentwicklung.
- Nachhaltigkeit und Breitenwirkung: Sämtliche Konzepte und Strukturen sollen nachhaltig gedacht werden und perspektivisch allen Schulen zugutekommen.
Beitrag des Startchancen-Zentrums Mathematik
In diesem interdisziplinären Gefüge fokussiert das Startchancen-Kompetenzzentrum Mathematik auf ein Schlüsselfach und alle Akteursgruppen, die zu seinem Gelingen beitragen. Dazu werden Ziele für fünf Zielgruppen angestrebt durch systematisch aufeinander abgestimmte Entwicklung und Forschung:
Stärkung mathematischer Basis- und Kernkompetenzen
Die zentrale Aufgabe des Startchancen-Kompetenzzentrums ist die Stärkung der mathematischen Basis- und Kernkompetenzen der Lernenden mit dem Ziel der Reduktion des Anteils derer, die die Mindeststandards nicht erreichen. Aber was sind genau mathematische Basis- und Kernkompetenzen? Von der Klasse eins an baut der Stoff im Mathematikunterricht stark aufeinander auf. Wer als Lernender einmal den Faden verliert, hat es schwerer als in anderen Fächern, wieder Anschluss zu finden.
In diesem Sinne sind Basiskompetenzen diejenigen Kompetenzen in jeder Doppeljahrgangsstufe, die für schulisches Weiterlernen im Sinne eines durchgängigen Spiralcurriculums unabdingbar sind. Kernkompetenzen hingegen sind für eine Ausbildung und die gesellschaftliche Teilhabe unverzichtbare funktionale Kompetenzen am Ende der Schullaufbahn. Die Kernkompetenzen sind funktional in dem Sinne, das Lernende diese flexibel in komplexeren Situationen zum Modellieren und Problemlösen aktivieren können.
Notwendigkeit fachbezogener Maßnahmen
Warum sind fachbezogene Maßnahmen zur Sicherung von Basis- und Kernkompetenzen notwendig? Fachbezogene Ziele auf allen drei Ebenen (individuelle Ebene der Lernenden , institutionelle Ebene der Schulen und Schulnetzwerke, systemische Ebene der Unterstützungssysteme) lassen sich nur erreichen, wenn die geplanten allgemeinen überfachlichen Maßnahmen (z.B. Schulleitungsnetzwerke und überfachliche Schulentwicklung) mit konkreter Arbeit an den fachlichen Themen verknüpft wird. Dazu ist fachdidaktische Expertise erforderlich, sowohl für die fachdidaktische Unterrichtsentwicklung als auch die Arbeit in Fachnetzwerken Mathematik (s.u.).
Startchancen-Fachnetzwerke Mathematik
In Startchancen werden derzeit in vielen Ländern Schulleitungsnetzwerke eingerichtet, die von überfachlich-pädagogischen Multiplizierenden (z.B. Schulentwicklungsberatenden oder fachunabhängigen Steuerungsexpertinnen und -experten) begleitet werden. Doch kann Unterrichtsentwicklung nicht allein in den Schulleitungsnetzwerken angestoßen werden, da nach allen empirischen Befunden zur Schulentwicklung neben Organisationsentwicklung auch Maßnahmen zur Personalentwicklung gehören, die direkt die Mathematik-unterrichtenden Lehrkräfte (mit und ohne mathematikdidaktischer Ausbildung als Fachfremde oder Quer-/Seiteneinsteigende) erreichen.
In der Wirksamkeitsforschung zur nachhaltigen Veränderung von Unterricht und Verbesserungen der Lernendenleistung wurde eine enge Begleitung durch fachdidaktische Expertise als zentrale Gelingensbedingung identifiziert. Daher empfiehlt das Startchancen-Kompetenzzentrum Mathematik den Ländern nachdrücklich, neben den Schulleitungsnetzwerken auch Fachnetzwerke einzurichten, die sich an die Mathematik-unterrichtenden Lehrkräfte richten und mit fachdidaktischer Expertise durch Mathematik-Multiplizierende betreut werden. Eine solche Fachnetzwerkarbeit wurde sowohl für die Entwicklung der professionellen Kompetenzen von Lehrkräften als auch für die mathematischen Kompetenzen von Jugendlichen als wirksam evaluiert.
Datengestützte Unterrichtsentwicklung als Leitmotiv für Startchancen
Sowohl in den Schulentwicklungszugängen als auch in der überfachlichen und fachbezogenen Unterrichtsentwicklung wird ein zentrales Leitmotiv die datengestützte Qualitätsentwicklung sein. Für Mathematik werden wir dies in zwei Weisen integrieren:
- in kurzfristigen Zyklen von unterrichtsintegrierter Diagnose und Förderung (Welche Lernbedarfe zeigen sich in den Diagnosen? Woran können Mathematiklehrkräfte im Unterricht konkret anknüpfen, um die Lücken mit welchen Ansätzen aufzuarbeiten?) und
- in langfristigen Zyklen der datengestützten Unterrichtsentwicklung (Wie können Lehrkräfte ihren Unterricht präventiv verändern, damit die Schwierigkeiten früher abgefedert werden?)
Mathematik-Lehrkräfte, Fachteams und Schulleitungen werden hierbei unterstützt, aus aussagekräftigen Daten treffsichere Konsequenzen für die Unterrichtsentwicklung zu ziehen.
Personen und Standorte
Am Startchancen-Kompetenzzentrum Mathematik sind sieben Institutionen des DZLM-Netzwerks mit Verantwortlichen für folgende Arbeitsbereiche beteiligt:
Leiterin des Startchancen-Kompetenzzentrums Mathematik
Prof. Dr. Susanne Prediger | IPN & Technische Universität Dortmund
Projektpartnerinnen und -partner
- Prof. Dr. Hedwig Gasteiger | Universität Osnabrück
- Prof. Dr. Daniela Götze | Technische Universität Dortmund
- Prof. Dr. Gilbert Greefrath | Universität Münster
- Prof. Dr. Birte Friedrich | Universität Potsdam
- Prof. Dr. Ulrich Kortenkamp | Universität Potsdam
- Prof. Dr. Timo Leuders | Pädagogische Hochschule Freiburg
- Prof. Dr. Marcus Nührenbörger | Universität Münster
- Prof. Dr. Frank Reinhold | Pädagogische Hochschule Freiburg
- Prof. Dr. Bettina Rösken-Winter | Universität Münster
- Prof. Dr. Christoph Selter | Technische Universität Dortmund
- Prof. Dr. Lena Wessel | Universität Paderborn
Beteiligte DZLM-Standorte
- Leibniz-Institut IPN
- Pädagogische Hochschule Freiburg
- Technische Universität Dortmund
- Universität Münster
- Universität Osnabrück
- Universität Paderborn
- Universität Potsdam