Deutsches Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM) wird fortgeführt
Das Deutsche Zentrum für Lehrerbildung Mathematik wird Teil der am Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) in Kiel neu eingerichteten Abteilung „Fachbezogener Erkenntnistransfer“ – Erstmals wird damit eine Stiftungsinitiative in der Lehrerbildung von einer öffentlich finanzierten Einrichtung dauerhaft fortgeführt – DZLM-Fortbildungsangebote verbinden seit zehn Jahren Wissenschaft und Praxis
Seit zehn Jahren entwickelt, implementiert und erforscht das Deutsche Zentrum für Lehrerbildung Mathematik (DZLM) bundesweit wirksame Fortbildungsangebote für Multiplikatorinnen und Multiplikatoren, Lehrkräfte und Kita-Fachkräfte im Fach Mathematik. Initiiert wurde das DZLM von der Deutsche Telekom Stiftung, von der es bislang finanziert wurde und die mehr als zehn Millionen Euro in das Vorhaben investiert hat. Mit Beginn des Jahres 2021 richtet das Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik (IPN) eine neue Abteilung „Fachbezogener Erkenntnistransfer“ ein. Das DZLM wird dann in dieser Abteilung am IPN seine Arbeit fortsetzen. Das Zentrum wird formal Teil des Kieler Instituts, das zu den renommiertesten Bildungsforschungseinrichtungen Deutschlands zählt und als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft vom Bund und der Ländergemeinschaft gefördert wird. Standort der neuen Abteilung und der Geschäftsstelle des DZLM wird in Berlin an der Humboldt-Universität sein, mit der das IPN zukünftig eng kooperieren wird. Die Arbeit der Abteilung am IPN baut auf den erfolgreichen Vorarbeiten des DZLM auf, wesentliche Teile des DZLM-Netzwerks werden an die Abteilung angebunden.
„Mit der Fortsetzung der DZLM-Aktivitäten wird unsere Initiative in der Lehrerbildung von einer Bund-Länder-finanzierten Institution übernommen. Das macht uns extrem stolz, weil es meines Wissens nach ein einmaliger Vorgang ist“, so Dr. Ekkehard Winter, Geschäftsführer der Telekom-Stiftung. „Das DZLM hat im Bereich Multiplikatoren-Fortbildung, aber auch in der Forschung zu fachbezogener Fortbildungsqualität hervorragende Arbeit geleistet, und daher freuen wir uns, dass diese Aktivitäten nun am IPN kompetent fortgesetzt werden. Wir wünschen uns aber auch, dass der Ansatz des DZLM, Wissenschaft und Fortbildungspraxis eng zu verzahnen, ein Modell für andere Fächer wird.“
Das DZLM ist ein Netzwerk aus neun Hochschulen unter Leitung der Humboldt-Universität zu Berlin. Außerdem beteiligt sind die Freie Universität Berlin, die Pädagogische Hochschule Freiburg, die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Dortmund und die Universitäten Duisburg-Essen, Osnabrück, Paderborn und Potsdam. Von Januar 2021 an kommen die Universitäten Köln, Münster und Siegen hinzu. In den zehn Jahren seit seiner Gründung hat das DZLM über 50 Fortbildungsbausteine und 12 Online-Selbstlernplattformen als Open Educational Resources forschungsbasiert entwickelt und disseminiert, unter anderem zu Themen wie Sprachbildung im Mathematikunterricht, Diagnose & Förderung, Unterricht in inklusiven Lerngruppen oder mit digitalen Werkzeugen. Mit den Angeboten wurden bundesweit mehrere hundert Multiplikatoren und Multiplikatorinnen erreicht, ein großer Anteil aller Fortbildenden, die ihrerseits Lehrkräfte bzw. pädagogische Fachkräfte professionalisieren.
„Die Arbeiten des DZLM haben gezeigt, dass Fortbildende weit mehr Kompetenzen benötigen, als nur sehr gute Lehrkräfte in ihren Fächern zu sein“, erläutert Professor Jürg Kramer, bisheriger Direktor des DZLM und zukünftiger Direktor der neuen IPN-Abteilung. „Unser Ansatz ist es daher, Fortbildende nicht nur fortbildungsmethodisch und erwachsenenpädagogisch, sondern ganz gezielt zu fachspezifischen Fragen bezüglich Inhalten und Lernprozessen von Lehrkräften in Fortbildungen zu qualifizieren. So gelingt es ihnen deutlich besser, Lehrkräfte und pädagogische Fachkräfte in deren täglicher Berufspraxis wirkungsvoll zu unterstützen.“
Neben den Fortbildungsangeboten realisierte das DZLM zahlreiche Forschungsvorhaben. Dabei wurden insbesondere Lernprozesse von Lehrkräften zu spezifischen Themen des Mathematikunterrichts untersucht. Basierend auf diesen Erkenntnissen werden die DZLM-Fortbildungsangebote so gestaltet, dass typische Lernwege des pädagogischen Personals in Kita und Schule berücksichtigt werden. Diese in der Lehrerfortbildung bislang einmalige Verbindung von forschungsbasiertem Erkenntnisgewinn und Umsetzung in die Praxis ist die Grundlage für die Fortführung des DZLM im IPN. Das IPN hat langjährige Erfahrungen darin, wissenschaftlich fundierte Ergebnisse der Schul- und Unterrichtsforschung in die schulische Praxis zu transferieren. Mit der Einrichtung der neuen Abteilung kann nun verstärkt auch die Wirkung eines solchen forschungsbasierten Transfers mittels Fortbildungen wissenschaftlich untersucht werden.
„Die Leibniz-Gemeinschaft mit ihrem Leitgedanken theoria cum praxi ist ein idealer Ort, um eine solche anwendungsbezogene Forschungs- und Entwicklungseinheit zu etablieren“, erläutert Professor Olaf Köller, Geschäftsführender Wissenschaftlicher Direktor des IPN. „Wir sichern damit dauerhaft die kontinuierliche Weiterentwicklung der Professionalisierungslandschaft in Deutschland, und insbesondere den Schülerinnen und Schülern kommt der Transfer von der Forschung in die Praxis zugute. Unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zielen erst auf das Fach Mathematik, später auch auf die naturwissenschaftlichen Fächer.“
Die künftige stellvertretende Direktorin der Abteilung „Fachbezogener Erkenntnistransfer“, Professorin Susanne Prediger aus Dortmund, ergänzt: „Unsere Forschung soll nicht nur aufzeigen, dass ein erfolgreicher Transfer von Forschungsergebnissen an Lehrkräfte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren möglich ist. Die Arbeiten sollen vor allem auch untersuchen, was genau diese Zielgruppen lernen müssen und wie die Professionalisierung in die Breite getragen werden kann. Dazu ist eine enge Kooperation mit den Landesinstituten angestrebt.“